Berlin | Die Zahl der Corona-Infizierten in verschiedenen Betrieben der Fleischbranche wächst, so auch im Kreis Coesfeld, nicht weit entfernt von Bottrop, Gladbeck und Dorsten. In einer Aktuellen Stunde sprach sich Michael Gerdes heute im Bundestag dafür aus, fleischverarbeitende Betriebe und ihr gesamtes Geschäftsmodell, somit auch die Lebensbedingungen der zumeist osteuropäischen Leiharbeiter, besser zu kontrollieren.
Besserer Schutz der Mitarbeiter in der Fleischindustrie
Ich bin der Meinung, dass die Mitarbeiter in der Fleischindustrie einen besser Schutz verdienen. Es ist leider kein Zufall, dass ausgerechnet in der Fleischwirtschaft neue Corona-Hotspots entstehen. Tausende Werk- und Saisonarbeiter schuften unter zweifelhaften Bedingungen, werden in engen Sammelunterkünften von Subunternehmen untergebracht. Der in Pandemie-Zeiten notwendige Mindestabstand ist hier gar nicht möglich.
Die deutsche Fleischbranche befindet sich aufgrund schlechter Arbeits- und Unterkunftsbedingungen seit Jahren in der Kritik. Schon länger versucht die Politik missbräuchliche Strukturen zu durchbrechen, unter anderem mit Aufnahme der Branche in das Arbeitnehmerentsendegesetz sowie mit dem Mitte 2017 beschlossenen Gesetz zur Sicherung von Arbeitnehmerrechten in der Fleischwirtschaft. Viel geändert hat sich an den schlechten Zuständen leider nicht, weil in der Branche intransparente Subunternehmerketten geschaffen wurden.
Umgehen von Gesetzen verhindern
Wir müssen überlegen, wie wir das Umgehen von Gesetzen und Schutzstandards durch Subunternehmer und Werkverträge verhindern und wie wir die Auftraggeber, sprich die Betreiber der Schlachtbetriebe in die Verantwortung nehmen. Im Zweifel könnte man Werkverträge in der Fleischverarbeitung verbieten.
Aus meiner Sicht steht nicht nur die Gesundheit der ausländischen Beschäftigten in den Schlachthöfen steht auf dem Spiel, es geht auch um gesunde Ernährung, faire Arbeits- und Lebensbedingungen sowie das Tierwohl.